Ausgabe 01/23: Zukunft wird aus Mut gemacht

Vom Marktforscher zum Philanthrop
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igentlich waren es sogar zwei beste Ideen, die mein Leben veränderten. Als ich noch Student in Hamburg war, galt es für meinen Vater als abgemacht, dass ich seine Firma, einen mittelständischen Arzneimittelgroßhandel, irgendwann übernehme. Doch mein bester Freund und ich träumten davon, selbständig zu sein, und so hatten wir schon während des BWL-Studiums ein kleines Marktforschungsinstitut gegründet. Deshalb sagte ich meinem Vater nach reiflicher Überlegung ab. Er war betrübt, natürlich, aber akzeptierte meine Entscheidung. Viele Jahre später konnte ich mir dadurch tatsächlich meinen Lebenstraum erfüllen. Mit 53 Jahren aufhören zu arbeiten. Dabei wollte ich unbedingt etwas von dem zurückgeben, was ich jahrzehntelang als Unternehmer genießen durfte: ein erfülltes Arbeitsleben, finanzielles Auskommen und das Glück, besondere Menschen kennenzulernen. Diese zweite beste Idee meines Lebens hätte ich allerdings niemals umsetzen können, wenn ich nicht mein Leben vorher so gelebt hätte, wie ich es getan habe.
Der Weg zur Berufung
Tatsächlich war ich sogar 53 Jahre alt, als ich mein Unternehmerleben aufgab. Der Verkauf meines eigenen Marktforschungsinstituts an das französische Institut Ipsos machte mich finanziell unabhängig. Mein Neuanfang musste deshalb nichts mit Geldverdienen zu tun haben. Ich konnte und wollte mich unentgeltlich sozial engagieren. Dennoch fiel ich als Privatier, was ich nach dem Verkauf auf meine Visitenkarte drucken ließ, erst einmal in ein tiefes Loch. Denn was tun ohne wirkliche Aufgabe, ohne Tagesstruktur? Ich begab mich auf die Suche nach mir selbst. Nach zwei Wochen in einem Kloster, der Wanderung auf dem halben Jacobsweg, zwei Wochen Einsamkeit in der Mojave-Wüste nahe Las Vegas und einer Ausbildung zum systemischen Coach und Mediator war klar: Ich wollte anderen Menschen helfen! Und weil in Deutschland schon so viel getan wird für Arme, entschied ich mich, meine Hilfe nach Afrika zu geben, genauer gesagt nach Namibia. Auf Reisen dorthin hatte ich nicht nur unvorstellbares Elend gesehen, sondern auch spannende Menschen kennengelernt, die mich unterstützten.

Vom Helfen erfüllt
2005 gründete ich die Stiftung steps for children. Mit einer Vorschule und einer Suppenküche im Norden Namibias fing alles an. Und in den nächsten 17 Jahren kamen immer mehr Projekte in Namibia, später auch in Simbabwe, hinzu. Hilfe zur Selbsthilfe – auch das war es, was ich weitergeben wollte. Inzwischen verbessern wir mit unserem Netzwerk die Lebenssituation und die -chancen für mehr als 2.000 Kinder und Jugendliche täglich enorm. Fundraising, Sponsoren und viele ehrenamtliche Unterstützerinnen und Unterstützer in Deutschland machen dies möglich. Inzwischen haben es zehn unserer Schützlinge sogar an die Universität in Namibia geschafft. Mit unserem Schutzengel-Programm unterstützen wir Jugendliche bis zum Abitur und finanzieren deren Studium. Inzwischen bin ich 74 Jahre alt – und immer noch erfüllt von dieser Lebensaufgabe.
Nachfolge gesucht
Dennoch möchte ich kürzertreten und meinen Lebenstraum in andere Hände legen. Ich suche eine Nachfolge für meine Projekte. Mein Rat auch an Menschen über 60, die vielleicht etwas Neues ausprobieren möchten: Macht es! Seid mutig! Es ist nie zu spät, um sich zu engagieren. Gern unterstütze ich dabei!
Mehr Informationen zu Michael Hoppes Herzensprojekt gibt es bei stepsforchildren.de