Toter Winkel war gestern
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adfahrerin stirbt bei Abbiegeunfall mit LKW“ – Zeilen wie diese liest man immer wieder. Und immer wieder fragt man sich: Muss das sein? Das Unternehmen MEKRAtronics sagt: nein! Die Spezialfirma für Sicht- und Kamerasysteme bringt nun das innovative Abbiegeassistenzsystem AAS BSIS 151 auf den Markt. Das System kann Menschen zu Fuß und auf dem Fahrrad zuverlässig erkennen und warnt rechtzeitig vor einer möglichen Kollision. Der Abbiegeassistent wird in Fahrzeugen ab 3,5 Tonnen verbaut.
Vorsicht, Gefahr von rechts!
Möglich macht das ein Radarsensor an der rechten Seite des Fahrzeugs. Spürt das System eine Bewegung in gefährlicher Nähe, löst das Radar eine akustische Warnung in der Fahrzeugkabine aus. Es misst sowohl die eigene Geschwindigkeit als auch die des sich nähernden Objekts und kann so eine mögliche Kollision exakt berechnen. Dazu zeigt ein kleiner Bildschirm im Wagen, wo sich die Person befindet. Optional gibt es dazu noch eine Kamera und einen dazugehörigen Monitor, mit dem sich die Gefahrenlage noch besser einschätzen lässt. „Unser System ist die ideale Möglichkeit, den toten Winkel quasi zu eliminieren“, sagt Michael Scheffold, Sales Director bei MEKRAtronics. „Wobei man aber auch sagen muss, dass bei korrekt eingestellten Spiegeln der tote Winkel nicht existiert. Aber es ist definitiv nicht von der Hand zu weisen, dass es praktisch kaum möglich ist, beim Abbiegevorgang alle Spiegel und die direkte Sicht gleichzeitig im Blick zu halten. Da helfen dann die Abbiegeassistenten enorm.“
Auf dem Markt gibt es auch Systeme, die mit Kamera oder Ultraschall arbeiten, das Radar habe sich allerdings als am zuverlässigsten dargestellt, so Scheffold. Vorteil: Selbst bei Nebel, Dämmerung und Dunkelheit kommt es zu keinen Erkennungsproblemen. Dazu ist der Sensor gegenüber Verschmutzungen unempfindlich. Das ist gerade bei intensiv genutzten Fahrzeugen von Bedeutung.
Geringe Fehlerquote
Das Besondere bei MEKRAtronics: Das System unterscheidet zwischen bewegten und festen Objekten. Fehlalarm, zum Beispiel bei parkenden Autos, kann es also nicht geben. „Es gibt nur eine geringe Fehlerquote“, sagt Scheffold. Das fränkische Unternehmen genießt weltweit einen hervorragenden Ruf. „Bei den radarbasierten Abbiegesystemen sind wir an der Spitze dabei“, sagt Scheffold.
Das AAS BSIS 151 ist bereits das zweite Abbiegeassistenzsystem von MEKRAtronics. Der Vorgänger ist seit 2019 auf dem Markt – darf allerdings aufgrund einer Normänderung von 2024 an nicht mehr in neu zugelassene Fahr- zeuge eingebaut werden. Das neue System hat dem älteren einige Vorteile voraus. Das Beobachtungsfeld ist beispielsweise deutlich größer, so überwacht das System drei Zonen auf insgesamt 4,5 Metern. Dazu ist das neue Radarsystem in der Lage, die eigene Geschwindigkeit zu messen, um einen möglichen Kollisionspunkt genauer vorherzusagen.
Kommt die Einbaupflicht?
„Es wird Zeit, dass mehr LKW und Busse auf diese Systeme setzen“, sagt Scheffold. Aktuell hat nur ein geringer Anteil der Fahrzeuge ein solches Sicherheitssystem eingebaut – die Folge sind vermeidbare Unfälle, die immer wieder Todesopfer hervorbringen. Laut Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur gibt es beispielsweise pro Jahr fast 10.000 Unfälle mit Personenschaden beim Rechtsabbiegen. Unfallursache zumeist: toter Winkel. 140 Menschen starben, weil sie von einem Lastwagen erfasst wurden.
Eigentlich nimmt die Zahl der Verkehrstoten seit Jahrzehnten kontinuierlich ab. Anders sieht es beim Radfahren aus. Die Zahl der getöteten Radfahrenden ist seit 2010 um 16,8 Prozent gestiegen. Und oft sind sie Opfer von abbiegenden LKW. Die meisten Fahrradunfälle ereigneten sich bislang im Sommerhalbjahr. Allerdings ist die Fahrradsaison in den vergangenen Jahren immer länger geworden. Denn immer mehr Menschen nutzen das Fahrrad für den Weg zur Ausbildung oder zur Arbeit. Daher gibt es an Wochentagen mehr Fahrradunfälle als am Wochenende. Aktuell wird die Forderung nach einer Nachrüstung in bestehenden Fahrzeugen und einem verpflichtenden Einbau in neuen Fahrzeugtypen immer lauter. Auch MEKRAtronics beteiligt sich daran. Denn klar ist: Abbiegeassistenten können Leben retten. 60 Prozent aller Abbiegeunfälle könnten nach der Berechnung der Unfallforschung der Versicherer mit Abbiegeassistenten, die frühzeitig warnen, vermieden werden.
Vom Familienunternehmen zum Global Player
Die Geschichte des Gothaer-Partners MEKRAtronics begann 1932 in einer kleinen Spiegelwerkstatt im Kellergeschoss eines Fürther Hinterhofs. Zunächst bestand das Geschäft aus der Produktion von Hand- und Taschenspiegeln. Im Laufe der Jahre weitete sich die Produktpalette immer weiter aus. Neben Spiegeln entstanden auch Kamera-Monitor- und Spiegelersatzsysteme. Heute wird das Familienunternehmen in der dritten Generation geführt, beschäftigt mehr als 2490 Mitarbeitende und ist an sieben Standorten in sieben Ländern vertreten. Ein Global Player für mehr Sicherheit im Straßenverkehr.
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