Ausgabe 01/23: Zukunft wird aus Mut gemacht

Schritte in die richtige Richtung
Lesedauer: 5 Minuten
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ittelständische Unternehmen wissen es am besten: Die Energiewende gehört zu den größten Herausforderungen der Gegenwart. Gleichzeitig bietet sie Chancen und Potenzial. Denn vorausschauende Unternehmen haben die Möglichkeit, sich mit der Reduzierung ihres CO2-Ausstoßes einen dauerhaften Wettbewerbsvorteil zu sichern. Einer der Mittelständler, die das verstanden haben: die Messer-Manufaktur Güde. Seit mehr als hundert Jahren stellen die Solinger feinste Schmiedeware her – und setzen dabei auch im 21. Jahrhundert weiterhin auf traditionelle Produktionsweisen. „Wir sind Manufaktur aus Leidenschaft“, sagt Dr. Karl Peter Born, Inhaber und Geschäftsführer der Edelschmiede. „Güde steht für handgemachte und nachhaltige Qualität.“ Langlebige Produkte statt Wegwerfware – auch das ein Aspekt von Nachhaltigkeit. Darüber hinaus gehören Sparsamkeit und gewissenhaftes Wirtschaften zur DNA des Unternehmens. Kein Wunder also, dass man sich schnell für die Initiative 500-50-5 begeistern ließ – und so von Beginn an dabei war.

Gothaer verbindet
Seitdem ist viel passiert – vor allem dank der Unterstützung durch die Gothaer. Mit der Initiative 500-50-5 hilft die Gothaer mittelständischen Unternehmen wie der Firma Güde, schnell auf den Weg in Richtung Klimaneutralität zu starten. Das Gute: Als führender Partner für den Mittelstand kennt die Gothaer die Herausforderungen für Betriebe bestens. Sie weiß aber auch, wo es sinnvoll ist, weitere Experten einzuschalten. Der erste Schritt der Unterstützung bestand daher in der Vermittlung eines fachkundigen Energieberaters – in heutigen Zeiten für viele Unternehmen schon eine Schwierigkeit für sich – und aus einer umfassenden Bestandsanalyse. So wurde in Zusammenarbeit mit Mathias Kelter, Energieberater, Ingenieur für Energietechnik und Netzwerkpartner der Gothaer Initiative, ein Konzept zur energetischen Modernisierung bei Güde entwickelt, dann konkretisiert und erste Kosten dargestellt.
Vorteile durch breite Expertisen
„Wir haben sogar schon in Teilen mit der Umsetzung begonnen“, sagt Born. „Unsere Lüftungstechnik hat klares Einsparpotenzial – und wir haben jetzt erste Angebote eingeholt.“ In den Wochen zuvor gab es erst einmal eine umfassende Bestandsanalyse. Anfang März organisierte die Gothaer dann ein großes Energieaudit, bei dem mithilfe eines DIN-genormten Vorgehens noch einmal alle Energiethemen durchgegangen wurden. Ein Vorteil lag dabei in der breiten Expertise des Teams: „Ein zweiter Ingenieur stellt eine komplett neutrale Untersuchung auf“, so Kelter. „Zusätzlich war ein Sachverständiger des Dachdecker-Handwerks sowie ein Klima- und Kältetechniker eingebunden.“ Im Anschluss ans Audit wurde ein umfassendes Reporting erstellt, das die Situation des Unternehmens minutiös zusammenfasst sowie konkrete Maßnahmen für Verbesserungen auflistet. So erhalten die Unternehmen einen klaren Überblick, mit welchen Förderungen und Energieeinsparung sie rechnen können. Und können sofort sehen, wie schnell sich die eigenen Investitionen in die Zukunft amortisieren.

Umweltschonend Kosten senken
Und welche Erkenntnisse gibt es jetzt für die Messer-Experten aus Solingen? „Zum Beispiel, dass Dämmung viel Einsparpotenzial mit sich bringt, aber eben nicht überall“, so Born. Eine Maßnahme wird daher sein, das Dach nur dort zusätzlich zu dämmen, wo es auch Sinn macht. Das ist eine Fläche von rund 100 Quadratmetern und liegt über dem Fertigwarenlager, in dem das Thermometer im Sommer manchmal 40 Grad und mehr zeigt. Weiter unten, in der Produktion, wird künftig mittels eines Wärmetauschers für die zentrale Lüftungseinheit warme Luft im System gehalten werden – die Restenergiemengen liefert dann eine Wärmepumpe. Oder anders ausgedrückt: Güde verabschiedet sich vom Öl als Energieträger. Für zwei kleinere Räume soll ein separates Splitgerät die Wärme im Winter und Kälte im Sommer bereitstellen. Insgesamt werden so die Kosten signifikant gesenkt, das Raumklima erheblich verbessert – und gleichzeitig die Umwelt geschont.
Individuelle Lösungen
Fazit: Lösungen von der Stange gibt es in Sachen energetischer Sanierung nur selten – und für Unternehmen schon gar nicht. So sind die Empfehlungen der Experten für die Messermanufaktur Güde selbst zwar hilfreich, aber nur schwer auf andere Betriebe zu übertragen. „Grundsätzlich hilft die Initiative 500-50-5 Unternehmen dabei, individuelle Lösungspfade zu entwickeln“, erklärt Kelter. „Das kann beim Thema E-Mobilität beginnen, führt über die Energieversorgung für Gebäude und Produktion und endet bei der Wärmewende, etwa durch Nutzung von Wärmepumpen oder Energiemanagementsystemen.“ Insgesamt gibt es inzwischen ein ganzes Netzwerk aus Expertinnen und Experten sowie Dienstleistungsunternehmen, die sich im Rahmen von 500-50-5 engagieren. So ermöglicht die Gothaer den Teilnehmerinnen und Teilnehmern Zugang sowohl zu etablierten als auch innovativen Lösungen. Über das Netzwerk erhalten Unternehmen Unterstützung bei der Umsetzung ihrer Klimaschutzmaßnahmen und möglichen Förderungen.
Info: In vorherigen Chefsache (Oktober 2022) berichteten wir zum ersten Mal über den Transformationsprozess bei Güde. Lesen Sie die spannende Geschichte hier.
